Die Aufarbeitung der historischen sowie der aktuellen räumlichen Entwicklung des Ruhrgebiets gewinnt im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Strukturwandel und den Transformationsprozessen an strategischer Bedeutung. Die Agglomeration Ruhr nimmt dabei im Vergleich zu den meisten anderen Metropolräumen in Deutschland eine Sonderstellung ein: sie ist eine polyzentral organisierte Stadtregion ohne dominanten Kern, mit einer Vielzahl lokaler und regionaler Institutionen. Sie ist zugleich gekennzeichnet von vielschichtigen strukturellen Brüchen und Widersprüchen in nahezu allen Schlüsselbereichen, insbesondere der räumlichen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung. Erneuerung steht seit Dekaden auf der Tagesordnung, Vieles wurde dazu diskutiert, geschrieben, in Gang gesetzt. Es ist nicht zu verkennen, dass die Transformation länger dauert als erhofft, dass der Wandel weniger planmäßig verläuft als angenommen, dass Erneuerung nicht verordnet werden kann. Es wurde viel erreicht, aber womöglich zu wenig gewonnen.
Der Transformationsprozess ist jedoch bei weitem noch nicht abgeschlossen. Der Problemdruck ist weiterhin hoch, die Notwendigkeit einer umfassenden, verstetigten Erneuerung ist im Grunde unstrittig. Dazu soll eine verstärkte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis verfolgt werden. Diese soll sich insbesondere eines Blicks über den Tellerrand bedienen: in dem eine internationale Perspektive aus der Region und in die Region eingenommen wird. Auch im internationalen Vergleich existieren keine Patentrezepte und Blaupausen dahin gehend, wie man spät- und postindustrielle Transformationen am besten umsetzt. Es gibt mehr oder weniger gut gelungene Beispiele, die ihre Akzente oft höchst unterschiedlich und auf sehr verschiedenen Ebenen setzen, nicht zuletzt unter dem Einfluss grundsätzlich verschiedener Rahmenbedingungen. Nur in wenigen Fällen sind es große Erzählungen, mächtige Narrative, mit denen Transformation erfolgreich ins Bild gesetzt werden. Es überwiegt das parallele, inkrementelle Arbeiten, das im günstigen Fall in einer gemeinsamen Perspektive zusammenläuft, wie es die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park zum Ziel hatte. Die große Erzählung birgt aber oft auch (Ent-)Täuschungen. Dieses Risiko galt nicht nur für die Aktivitäten der Vergangenheit, sondern trifft auch heute noch zu.
Das Projekt, das sich mit Transformationsprozessen und Strategien urbaner Erneuerung von polyzentrischen Stadtregionen auseinandersetzt, hat sich sich gemeinsam mit den Partnern folgende Ziele gesetzt:
Eine Region wie das Ruhrgebiet, in der unterschiedliche Rahmenbedingungen auf lokaler Ebene anzutreffen sind, ist mit der Neuaufstellung ihres Regionalplans und einer dialogorientierten sowie integrierten Entwicklungsstrategie prädestiniert, um einen internationalen Diskurs über die Zukunft der polyzentrischen postindustriellen Stadtregion zu führen.
Mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park (1989- 1999) und der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 hat die Region unter Beweis gestellt, dass sie innovative Formate der Stadt- und Regionalentwicklung gemeinsam auf den Weg bringen kann. Zudem hat das Land NRW mit zwei bedeutsamen Initiativen in den Jahren 2004 und 2007 die Kompetenzen des Regionalverbandes Ruhr gestärkt. Neben der Übertragung der Regionalplanungskompetenz ist hierbei auch die Trägerschaft für den Emscher Landschaftspark sowie die Route der Industriekultur hervorzuheben.
Auch die Strategien und Aktivitäten zu den Vorbereitungen zur KlimaExpoNRW-RUHR, der Nachhaltigen Metropole Ruhr und zur Wissensregion Ruhr sind als zukunftsweisende Ansätze und Formate im Rahmen des Transformationsprozesses in der Metropole Ruhr darzustellen.
Um eine bleibende Resonanz und Wirkung zu erreichen, zielt das Projekt auf eine möglichst unvoreingenommene Bilanz der bisher verfolgten Ansätze und Formate. Es existieren kaum Patentrezepte und Blaupausen, um Transformationsprozesse effektiv und legitim steuern zu können. Im internationalen Vergleich gibt es mehr oder weniger gut gelungene Beispiele, die dabei oft eine höchst unterschiedliche Themensetzung auf sehr verschiedenen Ebenen aufweisen, nicht zuletzt unter dem Einfluss grundsätzlich unterschiedlicher Rahmenbedingungen.
Eine internationale vergleichende Perspektive kann dabei sehr hilfreich sein – weniger auf der Suche nach Rezepturen, sondern um den Wandel des Ruhrgebiets in einem breiteren Kontext einzubetten, und zugleich seine objektiv vorhandenen Spezifika richtig einzuordnen.
Das Projekt ist eingebettet in das internationale Kompetenznetzwerk: EURA – European Urban Research Association und angegliedert an AESOP – Association of European Schools of Planning und ISOCARP - International Society of City and Regional Planners.
Im Rahmen dieses Projektes findet im Juni 2015 eine internationale Konferenz statt. Diese dient als Plattform dem Austausch der internationalen Kooperationspartner und bietet allen Interessenten einen Einblick in die derzeitigen Forschungen.
Laufzeit:
2013–2015
Projektleitung:
Prof. Dipl.-Ing. Christa Reicher
E-Mail: christa.reicher@tu-dortmund.de
Dr.-Ing. Jan Polívka
E-Mail: jan.polivka@tu-dortmund.de
Dipl.-Ing. Hendrik Jansen
E-Mail: hendrik.jansen@tu-dortmund.de
Projektbearbeitung
Eva Frensemeier M.Sc.
E-Mail: eva.frensemeier@tu-dortmund.de
Dipl.-Ing. Katja Schlisio
E-Mail: katja.schlisio@tu-dortmund.de
Dipl.-Ing. Andrea Wagner
E-Mail: andrea.wagner@tu-dortmund.de
Mais Jafari
E-Mail: mais.aljafari@tu-dortmund.de
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Hendrik Jansen
E-Mail: hendrik.jansen@tu-dortmund.de